Geschichte
Eine Perle der romanischen Baukunst – die St.-Jakobs-Kirche in Jakub (Gemeinde Církvice)
Die St.-Jakobs-Kirche wurde zwischen 1148 und 1156 errichtet. Es handelt sich hierbei um einen traditionellen romanischen einschiffigen Bau, der auch als herrschaftliche Kirche oder Tribünenkirche bezeichnet wird. Der hohe Anteil an erhaltener romanischer Bausubstanz, das hohe künstlerische Niveau und der reiche Skulpturenschmuck an der Fassade machen diese Kirche zu einem der wichtigsten romanischen Sakralbauten in Böhmen.
Äußerst bemerkenswert ist die Tatsache, dass bei der St.-Jakobs-Kirche das genaue Datum der Kirchenweihe bekannt ist, was bei vielen Kirchenbauten ähnlichen Alters nicht der Fall ist. Die feierliche Weihe des Altars erfolgte am 19. November 1165 durch den Prager Bischof Daniel I. im Beisein des Königs Vladislav II. und der Königin Judith. Dieses denkwürdige Ereignis wird durch eine als „Authentik" bezeichnete Weiheurkunde belegt, die Bischof Daniel I. zu diesem Anlass verfassen ließ und die dann gemeinsam mit den Reliquien von Heiligen in die Mensa des Altars eingelassen wurde. Eine Authentik ist eine Urkunde, die die Echtheit der eingebrachten Reliquien beglaubigt. Dieses wichtige Dokument wurde im Jahr 1846 im Zuge von Restaurierungsarbeiten zusammen mit dem bleiernen Reliquienschrein in der vorderen Brüstungsmauer der Orgelempore entdeckt. Das Original des Beglaubigungsschreibens befindet sich im Archiv des Nationalmuseums. Eine Kopie dieser Authentik sowie eine Kopie des aus Blei gefertigten Reliquienschreins sind in der Sakristei der Kirche zu sehen. Seit 2020 befindet sich hier eine kleine Ausstellung, die von der älteren sowie der neueren Geschichte dieses außergewöhnlichen Ortes erzählt.
Die Anwesenheit des Königspaares bei der Weihe einer Kirche in einer so abgelegenen Lage wirft Fragen auf und beschäftigt sowohl Historiker als auch Laien. Es gibt eine Reihe von Theorien, von denen jedoch offensichtlich keine eine eindeutige Antwort geben kann. Eine dieser Theorien besagt, dass die Stifterin Frau Marie und ihre Söhne Slavibor und Pavel bei der Errichtung der Kirche von dem Wunsch nach Versöhnung beseelt waren und die Last des Fluchs aufheben wollten, den Papst Eugen III. über den Ehemann von Frau Marie, Herrn Slavibor von Švábenice, für seine Rolle beim Überfall auf den Olmützer Bischof Jindřich Zdík verhängt hatte.
Die zweite Hypothese geht davon aus, dass Frau Marie eine Verwandte des vermögenden Adligen Miroslav war, der mit Erlaubnis des Königs Vladislav und auf Anraten des Olmützer Bischofs Jindřich Zdík dem Zisterzienserorden Ländereien für die Gründung eines Klosters im nahe gelegenen Sedlec zur Verfügung stellte. Die Bedeutung der Kirche selbst könnte auch darin begründet sein, dass sie in der Nähe eines mittelalterlichen Verkehrsweges lag und als Orientierungspunkt auf einem der Pilgerwege nach Santiago de Compostela diente.
Einzigartig ist die Kirche vor allem dank ihrer durch Lisenen und Bogenfriese dekorativ gegliederte Südfassade. In den Blendarkaden mit ihren Halbsäulen und kubischen Kapitellen befinden sich lebensgroße Figurenreliefs, die ein beachtliches künstlerisches Niveau aufweisen und damals in Böhmen sehr selten waren. Dieser aus Sandstein gefertigte Figurenschmuck stellt das umfangreichste erhaltene Ensemble romanischer Skulpturkunst auf dem Gebiet der Tschechischen Republik dar. Die Art der Ausführung der Figuren weist darauf hin, dass sie zur selben Zeit entstanden, wie der Kirchenbau. Es wird vermutet, dass sie außerhalb Böhmens entstanden, etwa in Sachsen, Thüringen oder Norditalien, dann hierher gebracht und in die vorbereiteten Felder eingesetzt wurden. Bei einigen Skulpturen mussten Anpassungen vorgenommen werden, damit sie in ihr Arkadenfeld hineinpassten.
Im Gegensatz zur genauen Datierung des Kirchengebäudes ist die Frage, wen die Figuren eigentlich darstellen, weitaus schwieriger zu beantworten. In der oben genannten Ausstellung in der Sakristei der Kirche befindet sich die Kopie einer Plastik, von der angenommen wird, dass sie den heiligen Prokop darstellt. Diese Kopie entstand in den 1960-er Jahren und wurde im Pavillon der Tschechoslowakei auf der Weltausstellung Expo°67 in Montreal ausgestellt. In der Sakristei ist auch die originale Transportkiste zu sehen, in der die Plastik nach Montreal reiste.
Am bemerkenswertesten im Kircheninneren ist der Bereich der noch ursprünglichen steinernen Empore, unter der sich ein Kreuzgewölbe befindet, das von zwei Säulen und Arkadenbögen getragen wird. An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert diente das Gebiet um die Kirche als häufig benutzte Begräbnisstätte. Zahlreiche Grabsteine von Adligen wurden später im Kircheninneren aufgestellt. Der am reichsten verzierte Grabstein stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert, als sich die Kirche im Besitz derer von Věžník befand. Er gehört der Gräfin Kateřina d'Arco (geb. Věžníková).
Nach der Erneuerung des Glockenstuhls und der Innentreppe wurde im Jahr 2020 auch der Turm für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei den Rekonstruktionsarbeiten kamen nur traditionelle Techniken des Zimmermannshandwerks zur Anwendung, auf moderne Technologien wurde gänzlich verzichtet. Vom Turm aus hat man einen schönen Blick auf die nähere Umgebung, auf die Städte Čáslav und Kutná Hora, aber auch auf das etwas entfernter gelegene Eisengebirge.
* bezüglich der Gründung der Kirche existieren mehrere Hypothesen und die Ansichten der Historiker gehen hier oftmals auseinander